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Alles Gute für’s neue Jahr!

An dieser Stelle möchte von Herzen allen Menschen alles Gute, wenn nicht gar das Beste für das neue Jahr wünschen. Viel Gesundheit, Erfolg bei allem, was man sich vornimmt oder wichtige Erkenntnisse aus dem Scheitern seiner Pläne (manchmal wichtiger als Erfolg).

Es gibt einige Menschen und Institutionen, denen ich ein paar persönliche Visionen und Wünsche widmen möchte:

dem Bauunternehmer aus der Nachbarschaft

Dir wünsche ich so viel Erfolg im nächsten Jahr, dass du dir ein Betriebsgelände leisten kannst, auf dem du deinen Fuhrpark sicher abstellen kannst. Der Umstand, dass du unsere Wohnstraße jetzt seit Wochen mit zwei Transportern und deinen beiden Privatwagen blockierst regt nicht nur mich auf, zumal deine Parkkünste einen sehr individuellen Duktus haben, der sich sehr weit von der üblichen Geometrie der parallelen Anordnung von Fahrzeugen entfernt hat. Ganz zu schweigen von der regelmäßig editierten, durchaus mutigen Installation: »Ich stell das SUV mitten auf den Wendeplatz« – hier kann der Kenner den Hang zur Anarchie, den der Künstler damit ausdrücken möchte, auf anhieb erkennen.

Friede Springer und Matthias Döpfner / Springer-Verlag

Friede und Matze haben mit ihrem bescheidenen Medienimperium das geschafft, wovon andere Medienmogule nur träumen können: Sie haben in einer der größten Industrienationen der Welt eine Art Meinungsmonopol erschaffen. Egal ob Print, Online oder Fernsehen: An Springer kommt keiner vorbei. Redaktionell so subtil aufbereitet, wie man es seit jeher von der »Bild« gewohnt ist, schafft es das Imperium wirtschaftlich sehr erfolgreich die »Interessen« der Konsumenten zu bedienen – oder doch eher die eigenen? Schließlich geht es bei alldem in erster Linie um Werbeeinnahmen – Verkaufserlöse und Abo-Einnahmen spielen wohl eher eine untergeordnete Rolle.
Wie dem auch sei: Ihr bzw. eure Gazetten und Portale haben in den letzten Jahren durch die Art der Berichterstattung erheblichen Schaden an unserer Demokratie verursacht. Das selbstbewusste Auftreten rechtsradikaler Parteien und Protagonisten ist der Verdrossenheit zu verdanken, die ihr mit dem »Bashing« der Regierungen erreicht habt. Das sollte schnell aufhören!

Von daher wünsche ich euch beiden eine Vision, wenn nicht gar eine Erleuchtung – vielleicht einen wirklich spirituellen Moment! Ich wünsche euch die Erkenntnis, dass ihr beide die Mittel habt, um unsere Gesellschaft nachhaltig zu stabilisieren, unser politisches System (es nennt sich parlamentarische Demokratie!) zu sichern und gegen Angriffe von Extremisten zu stärken.
Ihr beide seid in einem Alter, in dem man sich altruistisch mit der Zukunft beschäftigen kann. Ihr beide habt finanziell mehr als ausgesorgt – warum stiftet ihr nicht eure Anteile am Medienkonzern an eine Stiftung, die sich der politischen Bildung und Stabilität in Deutschland und Europa verschrieben hat? Lasst den Stiftungsvorstand und den Rat mit klugen Menschen besetzen, sorgt dafür, dass unabhängig berichtet werden kann – auch unabhängig von Werbeeinnahmen. Setzt euch ein Denkmal!

Olaf Scholz

Olaf, du bist bestimmt ein feiner Kerl. Leider merkt man dir das nicht an. Deine Art zu schweigen ist sicher ganz besonders, selbst Helmut Kohl hat das nicht so massiv geschafft, wie du.
Willst du uns 2024 nicht noch ein bißchen etwas zu »Warburg« sagen? Das würde dir gut zu Gesicht stehen. Vielleicht lässt du dir von deinen Kabinettskollegen Robert (Habeck – mit dem bin ich seit unserem Treffen 2018 per Du!), Annalena Baerbock oder Christian Lindner mal zeigen, wie man niedrigschwellig, offen und sehr erfolgreich mit seinen Mitmenschen per Social Media – oder auch über die Medien – kommunizieren kann. Wir brauchen jetzt einen schlagfertigen und mutigen Kanzler und ich würde mich freuen, wenn du dahin die Kurve bekommen würdest!
Also »Hummel, Hummel!« und hol die fuchtig!

Edit: Den obigen Absatz habe ich am 30.12. geschrieben. Gerade vermeldete die »Kreiszeitung«, dass Olaf Scholz heute nach Verden kommt - angeblich um das Hochwasser zu begutachten. Ich bin gespannt...
Alle

Wie ganz oben geschrieben: Ich wünsche uns allen nur das Beste und das meine ich ernst und aus tiefstem Herzen!
Ich hoffe auf ein Jahr mit weniger, besser: gar keinen neuen Katastrophen. Ich hoffe auf Frieden für alle Menschen. Ich wünsche mir eine starke Demokratie in unserem Land, gerade dort, wo es Wahlen gibt sehne ich mich nach einem starken Zeichen für die Demokratie.

Auf ein gutes Jahr 2024!

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Feuerwerk, Leitkultur & maskuline Adoleszenz

Wer mich kennt weiß um meine Jugendsünden. Damit meine ich nicht das auf halber Strecke beendete Soziologiestudium, sondern halbgar im Vollrausch durchlebte Pyrotechnik-Exzesse im Alter zwischen 16 und 18.

Damals, es war in den 1990er Jahren, galten in Westdeutschland eine Menge maskuliner Stereotypen: Der »Marlboro-Mann« stand für die Freiheit, die ich mir wünschte, die »Alexander von Humboldt« war zusammen mit der markanten Stimme von Hans Hartz die Verheißung des bierseligen Fernwehs und der Glaube, mit Sprengstoff könne man Probleme lösen stammte aus den vielen Action-Filmen, die uns das Privatfernsehen frisch ins Jugendzimmer gespült hatte.

Es war eine seltsame Zeit. Die Welt war im Umbruch, der eigene Körper voller neuer Hormone und mit beidem wussten meine Kumpels und ich nicht recht umzugehen.
Wir waren der festen Überzeugung, dass Mädchen nur auf kleine lässig rauchende, Dosenbier trinkende Schwarzeneggers abfahren würden. Uns dämmerte zwar, dass es durchaus auch anders sein könnte, wir wollten aber daran glauben, denn so recht wussten wir nicht, was uns denn sonst interessant machen könnte.

In diesen Jahren sahen die Jahreswechsel stets gleich aus: meine Clique und ich trafen uns an Silvester, wir tranken Dosenbier und »Hoppel-Opa«, aßen Tiefkühlpizza oder das letzte Menü von Mc Donald’s bevor die sicherheitshalber ihren Laden abschlossen.

Am späten Abend dann zogen wir marodierend los. Stupide entluden wir unseren angestauten Frust durch Abbrennen von hunderten von »China-Böllern«. Oft war es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass wir am Neujahrsmorgen noch alle Finger, Zehen und Augen beieinander hatten.

Irgendwann – nach zwei oder drei derart verlebten Jahreswechseln – kam die Erkenntnis: So geht das nicht weiter. Wir suchten also Gesellschaft und feierten fortan die Jahreswechsel mit anderen Gleichgesinnten und Andersgeschlechtlichen Menschen.
Schnell kam dann auch die Erkenntnis, wie destruktiv und stumpf diese Pyro-Exzesse waren, und alsbald stellte sich sogar ein gehöriger Respekt vor Feuerwerk ein, nicht zuletzt durch viele negative Erfahrungen in den folgenden Jahren.

Dreissig Jahre später

Jetzt bin ich in der Situation des »alten weißen Mannes«, der mittels Mensplaining die Welt ein bisschen besser machen möchte.
Ich habe Kinder und Haustiere und muss sagen, dass die beiden vergangenen Jahreswechsel, die wegen der Covid-19-Pandemie ohne privates Feuerwerk stattfinden mussten, die friedlichsten und schönsten waren, die ich seit langer Zeit erinnern kann.

Unsere beiden Kater wurden 2020 geboren, für sie bricht dieser Tage die Hölle ein. Ich vermag mir nicht vorstellen, was in den beiden Tieren aktuell vorgehen muss.

Im Fernsehen habe ich heute einen Mann meines Alters gesehen, der seit Mitternacht auf die für 6 Uhr anberaumte Öffnung eines Feuerwerkslagerverkaufs in Bremerhaven wartete. Auf die Frage, warum er sich das antun würde sagte er im Brustton der Überzeugung: „Die Kinner solln ja auch ma wieda ’n büschn was gebotn kriegn!“ – Ich war verunsichert und fragte meine beiden Töchter, was ich denn für sie tun könne? Bengalisches Feuer? China-Böller? Raketen? Batterien? – Die beiden schauten mich fassungslos an und schüttelten nur angewidert den Kopf. Irgendwas scheint mit uns nicht normal zu sein.

Jetzt aber zur Perspektive des alten weißen Mannes

Liebe Justins, Dustins und Marvins da draussen. Wenn ihr zwischen 16 und 25 Jahre alt seid, gern »FaKo«, »Charly« oder »Wodka-E« zu euch nehmt, gern einen freshen Flavor »vaped« und auch ansonsten wenig mit den kleinen Chantals, Shakiras oder Schackelines anfangen könnt, obwohl euer innerer Kompass euch schon in diese Richtung weist: Ich habe einen Rat für euch!

Lasst die Scheiße! Niemand, auch nicht die oben genannten Ladies, finden es wirklich geil, wenn Mann (so kann man euch irgendwie doch schon bezeichnen) sein ganzes Taschengeld, Lehrlingsgehalt oder Haushaltsgeld in Form von Feuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft bläst. Lasst euch was einfallen! Kauft Blumen für Shakira, ladet sie zum Essen ein oder schreibt ein Gedicht (es soll da jetzt einen Chat-Bot geben, der sowas mit KI erledigen kann) für sie.

Falls ihr euch das nicht traut, oder ihr momentan nur von diesem fiesen Trieb gesteuert seid, aber noch gar nicht so richtig wisst, was das werden soll: Ihr seid ja meistens nicht allein! Sprecht mit euren Homies über eure Gefühle und schaut, wie ihr gemeinsam damit umgehen könnt. Vielleicht kommt euch ja auch die Idee, dass ihr gemeinsam mal ein anderes Feuerwerk entfachen könnt: Nehmt euch in den Arm, spielt an euch rum, werdet Ekstatisch. Das können und dürfen auch Jungs untereinander tun. Vielleicht macht es euch Spaß – dann habet ihr gleich ein neues Thema für’s neue Jahr. Wenn nicht, seid ihr um eine Erfahrung reicher.
Ich möchte euch nur um zwei Dinge bitten: benutzt Kondome und hört mit der scheiß Pyrotechnik auf.

Frohes Neues 🙂