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Alltag

Ein böser Fluch

Es ist zum verrückt werden: jedes Mal, wenn ich länger als ein paar Tage Urlaub habe, wirklich jedes Mal, verschlägt mich irgend eine höhere Macht (meistens meine Frau) zu IKEA.

So auch in dieser Urlaubswoche zwischen Weihnachten und Neujahr. Eine Woche, in der ich tatsächlich besseres zu tun bzw. zu lassen hätte, als zu IKEA zu fahren. Meinen Mitmenschen scheint es ähnlich zu ergehen: die Autobahn voller Autos, der Parkplatz zum bersten gefüllt. Ich hatte eine klare Mission: in mein ehemaliges Arbeitszimmer sollte alsbald „Hemnes“ einziehen, eine sonderliche Kombination aus Sofa, Bett und Aufbewahrungsmöbel.

Mein Einkaufszettel enthielt genaue Angaben zum Lagerort, so dass ich mich direkt in die „SB-Halle“ begeben konnte. Vorbei an „schlendernden“ Familien und Paaren, die noch nicht im Besitz eines Netflix-Abos zu sein scheinen oder ansonsten nichts besseres mit ihrem Leben anzufangen wissen, als „zwischen den Jahren“ durch IKEA zu „bummeln“. Abscheulich.

Etwa zehn Minuten nachdem ich meinen Wagen im Parkhaus abgestellt hatte, lagen alle vier Packstücke, aus denen „Hemnes“ besteht, zusammen mit zwei Rollen „Malvik“ (laut ausgesprochen klingt das irgendwie obszön – und dann in der Kombination „Hemmnis“ und „Mal-Fick“ – unglaublich) auf meinem Einkaufswagen. Ich näherte mich einer „SB Kasse“ und konnte einer Familie mit Kleinkind zusehen, wie das durch Weihnachten reizüberflutete, mit Schokolade gemästete Kleinkind mit den fünf Minuten ohne elterliche Unterhaltung unzufrieden war und diesem Gemütszustand lautstark Ausdruck verlieh, während die Eltern sich mit Barcodescanner und Kartenlesegerät abmühten.

Endlich, die Kasse war frei und ich scannte 1x „Hemnes“ und 2x „Malvik“ plus die Gutscheine aus dem IKEA-Adventskalender, noch immer in der stillen Hoffnung ohne etwas bezahlen zu müssen diesen Hort der Formaldehyd-Vernebelung verlassen zu dürfen. Leider wurde dann doch noch der Gegenwert einer einwöchigen All-Inclusive-Reise nach Ägypten fällig. Was hätte ich denn in Ägypten gewollt…?!

Zweiundzwanzig Minuten nach dem Aussteigen öffnete ich die Kofferraumklappe meines Autos und wuchtete „Hemnes“ (auch in dieser Situation bringt der Name laut ausgesprochen eine gewisse Situationskomik mit sich) und „Malvik“ in den Kofferraum.

Rubbeldiekatz ab auf die Autobahn, zurück nach Hause. Bloss fertig werden mit dem Sch..ß.

IKEA-Möbel aufbauen ist etwas, was ich nicht gern vorhabe, sondern lieber schon erledigt.
Leider hatte ich nicht bedacht, dass in Ferienzeiten regelmäßig die große Ausfahrt der „Vereinigung unbegabter Kraftfahrer e.V.“ stattfindet. Heute waren die Ausscheidungen der Klassen „übermotorisiert und unterbelichtet“, „Wohnmobile, die in Schleichfahrt LKW-Fahrer in den Suizid treiben“ und „Stadtmenschen in Mietwagen, die den Guiness-Rekord im Linksfahren einstellen“.
Ein Traum. Wie gut, dass ich ein so gelassener Mensch bin…

Wie bekommt man Biss-Spuren aus einem Lederlenkrad?

(ich frage für einen Freund)

Zu Hause angekommen empfing mich der kalte Hauch des Zorns, nachdem ich auf die Frage, warum ich den Inhalt meines Kofferraums vor der Fahrt zu IKEA ausgerechnet auf die Winterstiefel meiner Frau ablegen musste, nur mit „war doch kaum der Rede wert“ geantwortet hatte. Das war offensichtlich nicht die Antwort, die meine Frau sich erhofft hatte. Ich bekam allerdings auch nicht die erhoffte Anerkennung dafür, dass ich binnen weniger als drei Stunden 70km hin und zurück inkl. Einkauf erledigt hatte.

Motiviert und voller Vorfreude, auf die ausgeklügelt konstruierten Schätze schwedischer Ingenieurskunst, lud ich den Wagen aus und brachte „Hemnes“ und „Malvik“ an ihre neue Wirkungsstätte.

Ich sollte nicht enttäuscht werden: die Ingenieure oder die technischen Redakteure (die männliche Form ist bewusst gewählt, ich kann mir so viel Hass nicht bei Frauen vorstellen) haben alle Register gezogen, um mir mein ganzes Repertoire an Flüchen, Schmerzensschreien und Tränen der Verzweiflung zu entlocken.

Besondere Highlights:

  • nicht entgratete Metallteile
  • Blechwinkel, die auf der einen Seite unten, auf der anderen Seite von oben verschraubt werden (da ist vorprogrammiert, dass man die im ersten Anlauf beide in gleicher Weise anschraubt)
  • die Befestigung von einem Dutzend Latten an einem labberigen Blechstreifen, durch je eine Schraube von oben

Was soll ich sagen: Am Ende waren alle Flüche gesprochen, alle Holzdübel versenkt und das Ding stand halbwegs ansehnlich da.

Ich freue mich schon auf meinen nächsten Urlaub…